„Das Geheimnis der Versöhnung ist Erinnerung“
Fast ein ganzes Jahr Vorbereitung lag hinter der Projektgruppe. Ein Jahr, in dem sie die Ausstellung „Gegen das Vergessen“ plante, in der die fast zwei Dutzend Schülerinnen und Schüler der Werkrealschule Unterer Neckar, der Merian-Realschule und des Carl-Benz-Gymnasiums sich intensiv mit den Geschichten Holocaustüberlebender auseinandersetzten. 40 dieser Geschichten sind jetzt für knapp zwei Wochen auf dem Schulcampus sichtbar. Sie verbergen sich hinter QR-Codes, die den Portraits der Überlebenden nebenangestellt sind. Möglich wurde die Campusausstellung durch die Arbeit des Fotografen Luigi Toscano, der die Menschen für sein Projekt „Gegen das Vergessen“ portraitierte.
„Ich mache nur die Fotos“, sagte der Ehrengast zur Ausstellungseröffnung ganz bescheiden. Alles andere lag in den Händen der Schülerinnen und Schüler; einschließlich der Ausgestaltung der Feierstunde, die Juli Döhring und Johanna Heggemann am Sonntag vor ca. 150 Gästen in der Lobdengauhalle einleiteten. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust sei, so sagten sie, vor dem Hintergrund des Projekts eine ganz andere gewesen als sonst. „Es ist kein Schulbuch, das man zuklappt“, bestätigte Bürgermeister Stefan Schmutz. Das Projekt, so sagte er, wirke nach und ordne neu, sei ein Projekt, das Mut und Offenheit erfordere.
Dass die politische Relevanz des Themas nach dem ersten Kontakt zum Fotografen im September 2023 noch gesteigert werden würde, hatte Schmutz damals nicht vermutet. „Heute wissen wir, es ist anders. Die letzten Monate haben gezeigt, ‚nie wieder‘ heißt jetzt“, sagte er. Das betonten auch die beiden Schülerinnen Frosina Zimbakov und Leni Schrepp. Rassismus und Ausgrenzung seien noch immer präsent, könnten schnell umschlagen. „Wir müssen aus Geschichte lernen, wir müssen für eine offene und tolerante Gesellschaft kämpfen“, forderten sie dazu auf, Verantwortung zu tragen. Es gelte, gegen Hass anzugehen und eine Welt aufzubauen, die von Respekt geprägt sei. Dafür ist Erinnern unabdingbar, wie es Megan Fiory zusammenfasste, als sie sagte: „Das Geheimnis der Versöhnung ist Erinnerung.“
Die Feierstunde wurde mit vorgelesener Lyrik und Pianoklängen, für die sich Johannes Zenzen verantwortlich zeichnete, umrahmt. Eingebunden in diese Feierstunde war auch die Lebensgeschichte des Chemikers Erich Escales, der wegen seiner jüdischen Großeltern vom angesehenen Chemiker zum drangsalierten KZ-Häftling in Buchenwald wurde. Sie wurde erzählt von Hubert Kolkhorst, der im Anschluss einen flammenden Appell an – vor allem – die jungen Leute richtete: „Ihr habt es in der Hand. Ihr habt eine Stimme. Wehret den Anfängen und lasst es nicht nochmal zu“, rief er ihnen zu. „Wir werden alles dafür tun, dass ihre Lebensgeschichten, sich nicht wiederholen“, hatte zuvor Stefan Schmutz versprochen. Luigi Toscano war es, der den Appellen und Aufforderungen hoffnungsvolle Worte der Zuversicht zur Seite stellte, als er überzeugt davon zeigte, dass „unsere Demokratie gewinnen wird.“ (Quelle Text: Christina Schäfer, Ladenburger Zeitung, Quelle Bild: WRS Unterer Neckar, Online-Redaktion)