Der Star-Comedian aus Mannheim besuchte die Schüler/innen der Werkrealschule in Ladenburg – Er sprach über Chancen im Leben und über Rassismus
Diese beiden Unterrichtsstunden werden die Schüler der 9. und 10. Klassen der Ladenburger Werkrealschule so schnell nicht vergessen. Zu Besuch hatte sich der Star-Comedian Bülent Ceylan angesagt, der von der Schulamtsdirektorin Florence Brokowski-Shekete zu seinem sicherlich spannenden Leben gekonnt interviewt wurde. Auch die Schulamtsdirektorin ist eine bekannte Persönlichkeit, die mit ihrem Buch „Raus aus den Schubladen“ viel Aufmerksamkeit erzielte.
Stolz zeigte sich Schulrektor Thomas Schneider, dass der in Mannheim-Waldhof aufgewachsene Medienstar die Zusage gab, die Schule in der Römerstadt zu besuchen. „Das ist ein krasses Event“, begrüßte Schneider den Unterhaltungskünstler, der in seiner 25-jährigen Karriere alle wichtigen Medienpreise abgeräumt hat. Der Künstler präsentierte sich in Ladenburg so wie er eben ist: geerdet, freundlich und schlagfertig – Starallüren sind dem Mann mit den berühmten langen, schwarzen Haaren fremd. Er gab sogar tiefe Einblicke in sein Privatleben und es war Bülent sicherlich wichtig, den Schüler/innen seine Lebenserfahrung mit auf den Weg zu geben – ohne dabei belehren zu wollen oder gar oberlehrerhaft zu wirken.
Der Mannheimer erzählte von seiner Kindheit und es war dem Sohn des türkischen Vaters Ahmet und der deutschen Mutter Hilde anfangs peinlich, weil sein Vorname Bülent im Mannheimer Norden doch als exotisch wahrgenommen wurde. Er nannte sich daher selbst „Billy“ – legte das Namensversteckspiel später wieder ab. Der Grundschüler und Gymnasiast war bis zu seinem 16. Lebensjahr eher ein schüchterner Mensch. Dass merkte er, dass er Menschen zum Lachen bringen kann.
„Mädchen lachen gerne und das spielte mir in die Karten“, stieg mit der Wertschätzung, die er nun spürte, auch sein Selbstbewusstsein. Er nahm sich als „Monnemer Türk“ gerne selbst auf den Arm, was bei einem Teil seiner Landsleute nicht immer gut ankam. Doch Bülent, der in zwei Kulturen mit einigen Geschwistern aufwuchs, ging seinen Weg, den er für richtig hielt. Im Netz musste er so manche Beleidigung ertragen und war gelegentlich auch dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt. „Für mich zählt immer der Charakter eines Menschen und der hat nichts mit Nationalität zu tun“, brachte es der Comedian auf den Punkt. Nationaldenken ist dem Künstler fremd.
Er wuchs selbst mehrsprachig auf – die türkische Sprache sprach er allerdings nie perfekt. Das nahm ihm seine Tante ein wenig übel, die den kleinen Bülent abgöttisch liebte. „Mein Vater hat mit mir kaum Türkisch gesprochen. Der wünschte sich, dass ich perfekt Deutsch rede, damit ich das Gymnasium besuchen konnte“, erklärte Ceylan sein „türkische Sprachschwäche“.
In mehreren Beispielen verdeutlichte der Familienvater, dass ihm seine Familie heilig ist. Es sei zwar schön, als Künstler die Menschen zu begeistern und ein Fußballstadion zu füllen, aber das wahre Glück ist für Ceylan eine Familie zu haben, die mit ihm durch dick und dünn geht.
„Macht euer Ding, das ihr machen wollt“
Auch ganz praktische Lebenstipps hörten sich die Schüler/innen an, die dem Gast an den Lippen klebten. Wenn es darauf ankommt, sollte man da sein, um seine Ziele zu erreichen, meinte Ceylan. Als der Kabarettist Kaya Yanar einen TV-Auftritt in der Stefan-Raab-Show kurzfristig absagen musste, fragte Raab an, ob er „einspringen“ könne. Ceylan griff sofort zu und meisterte den TV-Auftritt mit Bravour. „Ich hatte den ersten großen Erfolg also einem Zufall zu verdanken, sagte der Comedian, dass Träume nur erfüllt werden können, wenn „ihr euer Ding auch machen wollt“. „Und wenn ihr hinfallen solltet – steht einfach wieder auf“, meinte der Familienvater, der sich nach seinem Vortrag den Fragen der WRS-Schüler stellte.
Die erfuhren, dass Ceylan gerne ein Rockstar wäre und er arbeitet derzeit an einem Album. Die Aufforderung einer Schülerin, ein Lied aus dem Album zu singen, griff der vielseitige Künstler auf. Sogar die Bitte eines Schülers, seinen Bizeps berühren zu dürfen, stimmte Ceylan zu. „Ich bin jetzt 25 Jahre im Geschäft – aber so eine Bitte hatte ich noch nie“ lachte sich der Gast aus Mannheim „halb schief“. Am Beispiel seiner Musik-Albumaufnahme verdeutlichte er, dass sich im Leben immer neue Türen öffnen.
„Ergreift die Chancen und macht was draus“, empfahl Ceylan, der meinte, dass die Menschen in Deutschland eigentlich wenig Probleme haben. „Schaut in die Ukraine, wo die Menschen dem Bombenhagel ausgesetzt sind – wir in Deutschland suchen oft Probleme, wo keine sind“, meinte der Bühnenstar. Die Frage, ob wir neben einem Damen- und Herren-WC auch Transgender-WCs brauchen, sei für einige Mitmenschen elementar wichtig. Viel wichtiger sei doch, dass jeder sein Leben so leben kann, wie er es sich wünscht. Toleranz und Nächstenliebe sowie rassistischen Äußerungen die Rote Karte zu zeigen, sind für Ceylan daher Grundvoraussetzungen, damit das Gemeinleben funktioniert.
„Genießt den Moment – genießt euer Leben und glaubt an eure Stärken“, war die passende Abschlussbotschaft von Ceylan, der danach die Autogramm- und Selfie-Wünsche geduldig erfüllte. (Quelle Text: Axel Sturm, Ladenburger Zeitung, Quelle Bild: WRS Unterer Neckar, Online-Redaktion)