Der Kurpfälzer Comedian begeistert als Stargast an der Werkrealschule Unterer Neckar. Derzeit arbeitet der Künstler an einem Rockalbum
Der in Mannheim geborene Komiker Bülent Ceylan liebt seine Heimatregion. Deshalb macht er etwa in Schriesheim seinen eigenen Wein. Wohl noch lieber kümmert er sich um Jugendliche. Das beweist schon sein Engagement für Projekte wie „Alle Kids sind VIPs“ und „Respekt! Kein Platz für Rassismus“. Der Lesebotschafter hat 2017 sogar eine eigene Kinder-Stiftung gegründet. Am Montag war „der Bülent“ Stargast an der Werkrealschule (WRS) Unterer Neckar in Ladenburg.
Um es vorwegzunehmen: Der Mittag verlief – freilich ganz im positiven Sinne – „ganz schön turbülent!“. Besser als der Titel eines früheren Bühnenprogramms lässt sich kaum ausdrücken, was sich knapp zwei Stunden lang im Schulgebäude abspielte. Ob Talk- und Fragerunde, Autogrammstunde, Gesangseinlage oder Selfie mit Bülent: Dem jugendlichen Publikum, das dem 50-minütigen Interview über Leben, Werte und Träume konzentriert lauschte, stand die Freude die ganze Zeit über ins Gesicht geschrieben. Und der seit mehr als 20 Jahren vielfach preis- gekrönte Künstler zeigte sich bei dieser Mischung aus Persönlichem und spontanen Pointen in Bestform. Der hochsympathisch plaudernde Mann mit den muskulösen Oberarmen, dem kräftigen Hals und den zum Pferdeschwanz gebundenen langen Haaren war selbst völlig begeistert: „Es ist so schön, bei euch zu sein“, schwärmte der 47-Jährige absolut überzeugend.
„Wenn ich in eure Gesichter schaue, sehe ich mich selbst, als ich noch nicht wusste, wo es hingeht“, sagte der heute bundesweit so erfolgreiche Komiker, der als Sohn ei- nes moslemischen Türken und einer deutschen Katholikin mit drei Geschwistern auf 66 Quadratmetern im Mannheimer Stadtteil Waldhof auf- gewachsen ist. Als Junge sei er anfangs auf dem Gymnasium gemobbt worden, bis er gemerkt habe, dass und wie er Mädchen zum Lachen bringen könne. Ab dann ging es aufwärts für ihn.
„Ich hab’s in mir gespürt, dass ich es schaffen kann, und auf einmal ging’s ab, aber dass es so würde, wie es jetzt ist, hätte ich nie gedacht“, er zählt der selbst evangelisch getaufte Familienvater.
Sein Tipp lautet: „Wenn ihr liebt, was ihr machen wollt, dann macht es und versucht eure Träume zu leben – auch wenn der Erfolg erst nach einer Durststrecke kommt und viele Gesichter hat.“
Stichwort Träume: Danach gefragt, verriet der Comedian, Sänger, Schauspieler und Heavy-Metal-Fan, dass er gerne Rockstar wäre. Derzeit arbeitet das bei „The Masked Singer“ im Fernsehen erfolgreiche Multitalent an einem Rockalbum mit eigenen Songs. Seinen größten Erfolg im Leben habe er jedoch bereits erzielt, nämlich durch „meine Frau und unsere tollen Kinder“.
Bald eine Bizeps-Nummer?
Einen Riesenspaß bereitete ihm die Bitte von Schüler Omar, einmal den Bizeps Bülents anfassen zu dürfen. „Das hat mich außer meinem Sohn noch niemand gefragt, da mache ich bestimmt mal eine Nummer draus“, erklärte Bülent laut lachend.
Seine lockere Art kam an bei den Neunt- und Zehntklässlern in der voll besetzten Mensa: „Man kennt ihn ja immer als totalen Komiker, aber ihn bei einem Livegespräch auch mal so als Mensch kennenzulernen, ist total interessant, und auch da kommt er sehr gut und lustig rüber – er kann es halt einfach“, sagte Schülerin Lavinia. Die 17-Jährige aus Edingen-Neckarhausen bezeichne- te sich selbst als Fan von Bülent Ceylan. Auch der gleichaltrige Jussuf äußerte sich begeistert: „Ich fand’s sehr toll, und es hat einfach Spaß gemacht, ihm zuzuhören“, erklärte der Schulsprecher, der dem berühmten Gast zusammen mit Schülervertreterin Emily Geschenke überreichte.
Wir freuen uns als Schulgemeinschaft besonders über dieses tolle Event, denn es ist schon sehr außer- gewöhnlich, dass sich Bülent Ceylan für uns diese Zeit nimmt“, sagte Schulleiter Thomas Schneider: „Entsprechend fühlen wir uns wertgeschätzt, und vor allem sehen wir es als ein Statement für uns hier und die Schulart Werkrealschule.“ Initiiert und angebahnt habe diese Veranstaltung die Mannheimer Schulamtsdirektorin und bekannte Sachbuchautorin Florence Brokowski-Shekete, die die WRS „engagiert unterstützt“, so Schneider.
Brokowski-Shekete moderiert
Die afrodeutsche Pädagogin, deren Autobiografie „Mist, die versteht mich ja!“ lautet, moderierte die Gesprächsrunde, bei der sie sich auch auf die 2021 erschienene Ceylan-Autobiografie „Ankommen. Aber wo war ich eigentlich?“ bezog. Auf ihre Frage zum Thema „kulturelle Aneignung“ und zum selbstironischen Umgang von Ceylan mit Figuren wie Anneliese, Mompfred, Hassan und Harald sagte der Künstler: „Wir haben in Deutschland so wenig Probleme, dass wir sie fast suchen, dabei müssten wir uns alle nur gegenseitig mehr respektieren.“ (Quelle Text: Peter Jaschke, Mannheimer Morgen, Quelle Bild: WRS Unterer Neckar, Online-Redaktion)