Abschlussklasse zu Gast im Olympiastützpunkt Rhein-Neckar
Im Rahmen eines Schulprojektes konnten die Zehntklässler/-innen der Werkrealschule Unterer Neckar Ladenburg die Rugbynationalmannschaft am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar treffen. Im Vorfeld der Abschlussprüfung haben sich die 10a und 10b, zusammen mit ihren Klassenlehrerinnen Carmen Paul und Kathrin Posdziech, Gedanken über ihre Lebensziele gemacht. Rund 40 Schüler/-innen trafen am Donnerstag im Olympiastützpunkt auf die Sportlerinnen und Sportler des Rugbynationalteams.Schon von Anfang an war jedem klar, dass alle, die hier trainieren, sich auf Olympia vorbereiten. Bundesstützpunktleiter Alexander Widiker wurde sogar noch konkreter: „Alle, die hier sind, wollen zu den Olympischen Spielen und die Goldmedaille holen.“ Rektor Thomas Schneider bedankte sich für die einmalige Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen. Schulrätin Florence Brokowski-Shekete, auf deren Initiative dieser Besuch realisiert werden konnte, wandte sich direkt an die Schüler/-innen: „Habt ihr schon eine Idee, was ihr später machen wollt und was ihr dafür einbringen müsst? Die Begegnung mit diesen Spitzensportler kann euch zeigen, wie viel Einsatz man für ein Ziel aufbringen muss und wie man mit Rückschlägen umgehen kann.“
Dann wurde die Gruppe geteilt und jede Klasse durfte sich den Olympiastützpunkt genauer anschauen. Unterschiedliche Trainingsräume, individuell abgestimmt auf jede Sportart, wurden besichtigt, weiter ging es zu verschiedenen Sport- und Schwimmhallen, einem speziellen Kältebecken bis hin zur medizinischen Abteilung und zur Physiotherapie. Aber nicht nur auf Sport wird hier Wert gelegt, es gibt auch eine spezielle Laufbahnberatung. Spieler Carlos erklärte der 10b engagiert jedes Detail. Besonders stolz sei die Mannschaft auf einen kleinen Raum, der vom Olympiastützpunkt nur für sie eingerichtet worden ist. Hier können die Spitzensportler sich treffen, lernen, oder an der Playstation und am Dartboard einfach mal abhängen.
Rund eine Stunde später trafen sich beide Gruppen in der Sporthalle zu einer Fragestunde. Schnell kam ein intensiver Austausch zustande, bei dem eines sofort klar wurde: Wer in Deutschland die Randsportart Rugby betreibt, macht das mit Herzblut. Reich und berühmt wird damit hierzulande niemand. Und ein Sportlerleben auf diesem Niveau fordert höchste Disziplin. Morgens steht individuelles Training auf dem Plan, nachmittags Studium oder Berufsausbildung, abends nochmal Teamtraining. Da bleibt für Freunde und Familie kaum Zeit und nur wirklich gute Freundschaften halten.
Seit wann sie schon beim Rugby seien, wollten einige Schüler wissen. Das wisse er gar nicht mehr so genau, musste Sam lachen, weil es schon so lange her sei, er glaube aber, mit ungefähr vier Jahren hätte er angefangen. In seiner Familie hätten alle Rugby gespielt und so sei er da einfach reingerutscht. Anders war es bei Carlos, der Halbchilene ist. Er war erst mit siebzehn zum Rugby gekommen, als er auf Besuch in seiner Heimat war. Auch wie lange man diesen Sport betreiben kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So musste Techniktrainer Max Pietrek schon Anfang zwanzig verletzungsbedingt aufhören, andere spielen noch mit fast vierzig. Da das aber die ganz große Ausnahme ist, muss sich jede Sportlerin und jeder Sportler am Olympiastützpunkt in der Laufbahnberatung intensiv mit den seinen Perspektiven nach der aktiven Karriere auseinandersetzen. Fachabitur ist das Minimalziel für jeden, erklärte Stützpunktleiter Widiker.
Klassenlehrerin Carmen Paul interessierte besonders, wie man so unterschiedliche Charaktere auf dem Platz zusammenbekommt und ob es da nicht zu Konflikten käme. Hierin waren sich alle einig: „Das regelt sich durch die Mannschaft, im Team erzieht man sich gegenseitig. Man lernt von Anfang an Respekt vor den Mitspielern und Gegnern. Wenn es auch mal rau zugeht, zollt man dem anderen Respekt für seinen harten Kampf.“ Und hart kann es schon werden. „Wenn man beim Tackling mit Vollgas aufeinander prallt, wirken Kräfte wie bei einem Autounfall mit 35 Stundenkilometer“, klärt Trainer Pietrek anschaulich auf. Und zum Thema Respekt wollte er noch unbedingt loswerden: „Ich habe am Wochenende Fußball geschaut, ich habe keine Ahnung von Fußball, aber ich finde es unmöglich, wie Spieler den Schiedsrichter oder den Linienrichter angehen, mit ihnen rumdiskutieren und sich vollkommen respektlos benehmen. Das ist im Rugby ganz anders. Da wird eine Entscheidung ohne Diskussion akzeptiert und lediglich der Mannschaftskapitän darf überhaupt mit dem Schiedsrichter reden. „Rugby ist Lernen fürs Leben und da hat man bestimmte Regeln zu akzeptieren“, pflichtete ihm Widiker bei.
Zum Schluss zeigten die Spieler noch auf dem Platz, was die Schüler/-innen bisher nur aus der Theorie kannten. Hierbei schlugen sich Luka und Attila im Gedränge (scrum) und in der Gasse (line-out) tapfer. Alle Schüler/-innen waren am Ende der Veranstaltung mächtig beeindruckt, sie fanden den Tag „richtig cool“ und Lisa darüber hinaus „äußerst informativ“. Dustin könnte sich ein Leben als Leistungssportler durchaus vorstellen: „Es muss ja nicht immer das große Geld sein, wenn man wenigstens eine Wohnung davon finanzieren kann. Aber man muss schon ziemlich hart im Nehmen sein. Man muss sich zum Beispiel nach einer Verletzung wieder zurückkämpfen, so wie Marvin nach seiner Knieverletzung und, so wie die Jungs in diesem Jahr, auch Rückschläge verkraften. Die sind jetzt zwar Europameister geworden, haben aber die Quali für die Olympischen Spiele 2020 verpasst. Und bis 2024 ist es noch weit. Da braucht man viel Durchhaltevermögen.“
Die Werkrealschule Unterer Neckar bedankt sich für dieses tolle Erlebnis ausdrücklich bei den Spielerinnen und Spielern Basti, Jako, Carlos, Marvin, Sam, Lea und Zoe sowie bei Techniktrainer Max Pietrek. Ebenso gilt der Dank Bundesstützpunktleiter Alexander Widiker und Schulrätin Florence Brokowski-Shekete, die sich privat zur Aufgabe gemacht hat, Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund darin zu stärken, Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Hierbei können unter anderem Spitzensportler/-innen eine Vorbildfunktion einnehmen. Der Kontakt zu Bundesstützpunktleiter Widiker kam über Nick Kunze, Vorstand bei der Rudergesellschaft Heidelberg 1898 e.V., Rugby-Abteilung und Volker Hoffner, Geschäftsführer von Evolution Projektentwicklung Heidelberg zustande. Wie immer sind am Erfolg viele beteiligt. Erst das gemeinsame Engagement aller ermöglichte die Realisierung dieses gelungenen Projektes. (Quelle: WRS Unterer Neckar, Online-Redaktion)