Klasse 9b belegt 2. Platz des diesjährigen Wettbewerbs der Dr. Karl A. Lamers Friedens-Stiftung
Großer Bahnhof im Alten Heidelberger Schwimmbad, denn heute stand die Preisverleihung des diesjährigen Wettbewerbs der Dr. Karl A. Lamers Friedens-Stiftung unter dem Motto „Wodurch wird der Frieden heute bedroht – was können wir dagegen tun?“ an. Mit dabei waren die Klasse 9b mit ihrer Klassenlehrerin Verena Rakovac und die Schulleitung. Die Aufregung bei uns war natürlich groß, denn es war zwar klar, dass wir zu den Preisträgern gehören, aber für welchen Platz würde es gereicht haben?
Die Lamers-Stiftung stellt in den nächsten zehn Jahren insgesamt 60.000 Euro zur Verfügung, jährlich 2.000 davon in der Kategorie „Schulen“ im Wahlkreis des Heidelberger Bundestagsabgeordneten. Eingerahmt wurde die Veranstaltung von Musikbeiträgen des Heidelberger Elisabeth-von-Thadden Gymnasium und Tanzeinlagen der „Breakdancer“, die jeweils begeistert beklatscht wurden.
Zum Auftakt des Festaktes würdigte Lamers das starke Engagement der Jugend. Die Politik müsse auf die Jugend hören – auf Bildung zu setzen, sei die beste Investition in die Zukunft und damit in Frieden und Freiheit. Er erinnerte sich an seinen letzten Besuch in Berlin bei dem er dem früheren Präsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, anlässlich des 30. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer für seine großen historischen Verdienste gedankt und ihm ein originales Mauerstück überreicht hatte. Lamers zeigte sich glücklich über die zahlreiche Beteiligung und über das herausragende Potential der Arbeiten. Er sei stolz auf das Engagement der Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte. Sein besonderer Dank ging auch an die Jury.
Auch Ministerialrat Sönke Asmussen würdigte die Qualität der Arbeiten und dass das Thema „sehr konkret“ bearbeitet wurde. Es sei nicht einfach das eigene Verhältnis zu Frieden und Freiheit zu beschreiben, wenn man es gar nicht anders kennengelernt habe. Auch er erinnerte in diesem Zusammenhang an aktuelle Themen wie 30 Jahre Mauerfall und die Kontroverse zum Thema Flüchtlinge. An die Lehrkräfte gerichtet sagte er, dass es einfach sei, Wissen zu vermitteln, aber viel schwieriger Haltung oder Einstellung. Wer eine Haltung äußere, sehe sich der Gefahr ausgesetzt, mit seiner Haltung am Ende vielleicht allein dazustehen. Dazu gehöre Mut, Vertrauen und besonders ein Aufgehobensein in der Klassengemeinschaft. Dass das bei allen Beteiligten der Fall sei, spiegele sich in den Beiträgen wider.
Dann begann die Preisverleihung und die Stimmung wurde angespannt. Begonnen wurde mit dem vierten Platz (300 Euro), der an die Gemeinschaftsschule Hemsbach ging. Den dritten Platz (400 Euro) ergatterte sich die Carl-Engler-Realschule Hemsbach. Damit stieg die Befürchtung, dass wir uns mit dem 200-Euro-Sonderpreis würden zufrieden geben müssen. Dann die erlösende Bekanntgabe: Der zweite Platz ging an uns. Damit mussten wir uns nur dem Elisabeth-von-Thadden Gymnasium aus Heidelberg (600 Euro) geschlagen geben. Unter riesigem Applaus nahmen wir unseren 500 Euro Scheck in Empfang. Rektor Thomas Schneider und Konrektor Johannes Pöckler gratulierten der gesamten Klasse und deren Klassenlehrerin Verena Rakovac herzlich.
Hier die Begründung der Jury:
- Die Teilnahme am Wettbewerb wurde im Klassenunterricht entschieden.
- Die Schülerinnen und Schüler haben beklagt, dass Menschen mit Fluchterfahrung, die in Deutschland Schutz suchen, zum Teil als Problem gesehen werden. Sie reflektieren in ihrem Beitrag überzeugend ihre positiven persönlichen Erfahrungen mit Freunden und Klassenkameraden unterschiedlicher Nationalitäten. Sie sprechen sich für Vielfalt aus erörtern das Thema: „Einstellungen und Haltungen vor dem Hintergrund persönlicher Betroffenheit“. Ausgehend von der Grundposition, dass die Europäische Union für Freiheit, Frieden und Wohlstand steht, haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b der Werkrealschule Unterer Neckar sehr eigenständig und zielgerichtet ihren Wettbewerbsbeitrag erstellt.
- Sehr authentisch leiten sie von dieser Grundposition für sich daraus ab, dass es entscheidend ist, wie man im Alltag miteinander umgeht und wie man Freundschaften erhalten und pflegen kann.
- Fazit: Entstanden ist ein sehr schüler- und altersgemäßer, wirklichkeitsnaher freier Textbeitrag, in dem die Schülerinnen und Schüler zu dem Ergebnis kommen, dass die Europäische Union vor allem für Frieden steht und damit in der Folge auch für Wohlstand. Das Gemeinschaftsprojekt führt zu einer klaren Position bezogen auf den Zusammenhalt und das Zusammenleben in der Gesellschaft. Die Botschaft dieser 8. Klasse lautet: Wir lassen uns nicht gegeneinander aufhetzen – für uns ist Vielfalt ganz normal. Das ist unser Beitrag zum Frieden.
- Die Schüler der Klasse 8 der Werkrealschule Unterer Neckar in Ladenburg haben Platz 2 erreicht und erhalten einen Geldpreis in Höhe von 500 Euro. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Hier der preisgekrönte Beitrag:
In den letzten Jahren bestimmten vor allem negative Schlagzeilen das Bild von Europa. Vor allem von der EU. Das kann man sich eigentlich so gar nicht mehr vorstellen, dass so schlecht über Europa gesprochen wird.
Für uns als Klasse 8b der Werkrealschule Unterer Neckar stellt sich da grundsätzlich die Frage: Warum gibt es denn überhaupt die EU und was ist die Idee, die hinter dem gemeinsamen Europa steht?
Vor 75 Jahren lag Europa in Trümmern, denn seit Menschengedenken war das Verhältnis zwischen den europäischen Ländern bestimmt durch Vorurteile, Neid und Krieg. Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs hatten die Menschen den Krieg satt. Die Sehnsucht der Europäer nach Frieden und Wohlstand war Treibsatz für die Europäische Union. EU heißt also vor allem Frieden, heißt in der Folge auch Wohlstand und heißt auf keinen Fall nationaler Egoismus. Das scheinen heute ganz viele Politiker und Menschen vergessen zu haben. Jeder Furz wird aufgebauscht, jedes kleine Problem genutzt um den Leuten die Idee des gemeinsamen Europas madig zu machen.
Gerade aktuell und seit den letzten vier Jahren werden die Menschen, die bei uns Schutz suchen, nur als Problem gesehen, werden die Flüchtlinge von manchen als Parasiten bezeichnet und vor allem auch ausgegrenzt. Motto: „Das Boot ist voll“.
Wir, die Klasse 8b, haben uns überlegt: Was bedeutet Frieden für uns? Der wichtigste Begriff, den wir damit sofort in Verbindung gebracht haben ist Freundschaft. Wenn wir das Wort Freundschaft hören, fallen uns unsere Freunde ein. Viele von uns haben auch Freunde in der Klasse. Diese Schüler haben unterschiedlichste Nationalitäten. Die Nationalität spielt bei dieser Freundschaft so gut wie überhaupt keine Rolle. Bedenkt man, dass viele Länder aus denen wir kommen früher Krieg miteinander führten, ist das sehr erfreulich. So, wie wir miteinander umgehen, ist es für uns undenkbar, dass in einem Land wie Deutschland oder generell in Europa je wieder Krieg herrscht. Krieg ist für uns weit weg, man hört davon lediglich im Fernsehen und Internet. Dass auch in Deutschland, bzw. Europa von 1914-1918 und 1939-1945 zwei große Kriege tobten, und welche direkten Folgen das für die Menschen in Europa hatte, davon hören wir in der Schule. Jede Familie in Europa kann von diesem Horror berichten. Auch unsere Großeltern und Urgroßeltern erzählen noch mit Schrecken davon. Wir können es nicht verstehen, dass Menschen, die vor Kriegen flüchten, zuerst nur als Problem gesehen werden. Wir können es aus der Geschichte nicht verstehen und vor allem nicht, wenn wir an unsere Klassengemeinschaft denken. Bei uns in der Klasse und überhaupt in der ganzen Schule ist es ehrlich überhaupt kein Problem, woher einer kommt. Das ist überhaupt nicht wichtig. Wichtig ist uns, ob einer in Ordnung ist, hilfsbereit und verlässlich, ob er oder sie gut zuhören kann, ob einer offen für Freundschaft ist.
Okay, jetzt würden wir gerne über Abdul sprechen. Abdul ist 15 Jahre alt und seit drei Jahren in Deutschland. Seit zwei Jahren ist er in unserer Klasse. Seine Familie kommt aus Syrien. In Syrien herrscht Krieg. Abduls Vater ist daraufhin mit seiner Familie nach Deutschland geflüchtet. Abdul hat schnell die deutsche Sprache gelernt, sein Vater hat Arbeit gefunden und auch seine Geschwister sind bei uns an der Schule und sind gut integriert. Abdul fühlt sich, nachdem er am Anfang eher schüchtern war, zunehmend wohl. Er hat viele von uns als Freunde gewonnen. Wir machen viel zusammen, spielen Fußball, gehen ins Kino, erzählen uns von heimlichen Dates. Für uns wäre es unvorstellbar, dass Abdul plötzlich ausgegrenzt werden würde oder gar verfolgt.
Abdul steht für unsere Klasse, steht für die Werkrealschule Unterer Neckar in Ladenburg. Wir lassen uns nicht gegeneinander aufhetzen, für uns ist Vielfalt ganz normal. Das ist unser kleiner Beitrag zum Frieden. (Quelle: WRS Unterer Neckar, Online-Redaktion)