Die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen machen den Stadtverantwortlichen Sorgen. Schließlich wurde und wird viel Geld in deren Aus- und Umbau gesteckt: Die Werkrealschule Unterer Neckar wird gerade für mehrere Hunderttausend Euro zur Ganztagessschule ausgebaut.Das Platzproblem der Merian-Realschule wurde vor zwei Jahren durch einen rund 2,5 Millionen Euro teuren Anbau behoben und die anstehende Renovierung des Carl-Benz-Gymnasiums soll einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Die Stadt sei als Schulstandort gut aufgestellt, meinte Bürgermeister Ziegler im Gespräch mit der RNZ. Weil die Landesregierung jedoch die verbindliche Grundschulempfehlung kippte, hat der Bürgermeister nun überraschende Zahlen auf dem Tisch. Bisher entschieden die Lehrkräfte, welche weiterführende Schule ein Grundschüler besuchen sollte. Nun liegt die Entscheidung bei den Eltern.
Eigentlich rechnet Ziegler damit, dass die Merian-Realschule, wie in den vergangenen Jahren, drei- oder vierzügig sein wird. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. Für die Realschule haben sich gerade mal 40 Schüler angemeldet, so dass mit Mühe zwei Klassen gebildet werden können. Im letzten Jahr waren es noch 86 Anmeldungen und ein Jahr davor sogar 88.
Wenig erfreulich ist auch die Anmeldezahl für die Werkrealschule Unterer Neckar mit 14 Kindern (2012: 17, 2011: 26 Kinder). Im kommenden Schuljahr werden drei behinderte Kinder in der Klasse integriert, so dass wenigstens eine Inklusionsklasse gebildet werden kann.
Einen enormen Zulauf erlebt das Carl-Benz-Gymnasium (CBG). Mehr als 140 Anmeldungen liegen der Direktion auf dem Tisch. Das wundert auch Bürgermeister Ziegler: „Wir haben alle damit gerechnet, dass die Merian-Realschule mindestens dreizügig sein wird. Dass so viele Eltern nun ihre Kinder am Carl-Benz-Gymnasium angemeldet haben, ist für mich schon eine Überraschung“. 2012 wurden 134 Schüler für das CBG angemeldet. Die richtigen Weichenstellungen in der Schullandschaft zweifelt der Bürgermeister trotz solcher Zahlen nicht an. Es sei notwendig gewesen, die Merian-Realschule auszubauen, da die Schule war auf drei Standorte verteilt war. Auch am Ganztagsschulenmodell der Werkrealschule will er festhalten. „Die Vorzüge dieses Bildungsangebotes sind noch nicht bekannt. Wir sollten jetzt mal einzügig starten und das neue Angebot etablieren“.
Auch Ladenburg müsse damit leben, dass weniger Kinder eingeschult werden. Zufrieden ist Ziegler mit den Zahlen bei den Grundschulen. Die Astrid-Lindgren-Schule (22 Kinder) in der Weststadt hat die Kriterien für die Einzügigkeit erfüllt, die Dalberg-Grundschule kann sogar mit 77 Kindern in drei Klassen starten.
Weil in Ladenburg in den nächsten Jahren neue Wohngebiete erschlossen werden, ist Ziegler zuversichtlich, dass die Schülerzahlen nicht sinken. Dem Landtagsabgeordnete und Berufsschulpolitischen Sprecher der Landesregierung, Gerhard Kleinböck (SPD), gefällt diese Entwicklung nicht. Er hätte sich gewünscht, dass die Werkrealschule einen Antrag zur Gemeinschaftsschule stellt. Das Werkrealschulmodell hat für Kleinböck keine Zukunft. Er wird sich in den kommenden Wochen mit den Bürgermeistern und Schulleitern Ladenburgs, Edingen-Neckarhausens und Ilvesheims zusammensetzen, um die regionale Schulentwicklung zu diskutieren. Kleinböck ist optimistisch, dass in Ladenburg eine Gemeinschaftsschule kommen kann. Die Schulleiter der drei Schulen haben jedoch andere Pläne. Ziegler will in diese Diskussionen nicht eingreifen oder einer Schule etwas „überstülpen“. Die Veränderungen müssten die Schulen schon selbst wollen, meinte der Bürgermeister.
Er ist sich mit Kleinböck einig, dass im Laufe des Schuljahres die Zahlen relativiert werden könnten. Kleinböck und Ziegler schließen nicht aus, dass in einigen Fällen der Elternwunsch, ihr Kind auf das Gymnasium zu schicken über der schulischen Leistungsfähigkeit der Kinder steht. Kleinböck und Ziegler sind sicher, dass die Werk-Realschule und die Merian-Realschule im Laufe des Schuljahrs Zuwachs von Schülern erhalten, die im CBG überfordert sind.
Rainer Beedgen, CDU-Fraktionssprecher im Gemeinderat Landenburg, sieht durch die Zahlen bestätigt, dass die Werkrealschule keine Zukunft hat. Die alte Hauptschule sei ihm zufolge zwar auch nicht zukunftsfähig, aber man müsse auch zur Kenntnis nehmen, dass es auch lernschwächere Schüler gibt. Gegen ein gemeinsames Lernen sei zwar nichts einzuwenden, aber an der Institution Gymnasium will Beedgen nicht rütteln. (Quelle: Axel Sturm, Rhein-Neckar-Zeitung)