Bewerbungsplanspiel für 38 Werkrealschüler – Netzwerk-Sprecherin Dr. Karg: „Viele haben falsche Vorstellungen von den Berufen“
Etwas schüchtern und zurückhaltend sei sie zunächst gewesen, berichtet die 15-jährige Eliz Cabuk nach ihrem Bewerbungsgespräch mit dem Bürgermeister. „Aber Herr Ziegler hat mir viel weitergeholfen und Tipps für künftige Gespräche gegeben.“ Schließlich habe es sich um eine Premiere gehandelt, und Eniz findet es wichtig, dass die Schüler die Möglichkeit bekommen, solche Situationen zu üben, denn „ich habe so etwas noch nie gemacht“.
Die „Generalprobe für den Ernstfall“ nennt dies Dr. Ulrike Karg, Sprecherin des Netzwerks Berufsfindung, welches das Berufsplanspiel „Ready – Steady – Gor“ schon über ein Dutzend Mal organisiert hat; die Werkrealschule Unterer Neckar profitiert davon seit vielen Jahren. 38 Schüler probten im Domhof jenen Ernstfall, loteten zudem ihre Begabungen und Fähigkeiten aus und erhielten wertvolle Tipps für ihren Weg in den Beruf. „Und sie sind wirklich gut vorbereitet“, lobte Dr. Karg, die mit ihren Kollegen sogar ein Sonderprogramm für zwei Schüler entwickelt hatte; Flüchtlingskinder, die zunächst Vorbereitungsklassen besucht hatten, inzwischen aber trotz sprachlicher Defizite am Regelbetrieb teilnehmen. Speziell diese Jugendlichen erwarteten vorwiegend nonverbale Tests, wie etwa das korrekte Vorgehen bei der Herstellung eines Papier-Fußballs, um handwerkliches Geschick zu eruieren. „Wir wollten nicht, dass sie hier einfach so mitlaufen“, sagte Dr. Karg, „das widerspricht meiner pädagogischen Ethik.“
Herzstück des Planspiels sind die fiktiven Bewerbungsgespräche, die neben dem Bürgermeister auch Bibliotheks-Chefin Antje Kietzmann, Beate Ridinger-Biegel (Johanniterhaus am Waldpark), Anne Heumann (Firma Jungbunzlauer), Alexander Schmitt (Schmitt Bad & Heizung), Stefan Eich (Saint-Gobain Isover) und Jahn Ernst (Bergmann & Mahland) führten, womit letztlich die Bereiche Verwaltung, Kultur, Soziales, Biotechnologie und Handwerk vertreten waren. Weitere Stationen hatten die Agentur für Arbeit und die Gewerkschaft inne sowie die Lehrer selbst, ergänzt durch Berufseinstiegsbegleiterin Ulrike Ritter. Außerdem absolvierte jeder Teilnehmer eine Testrunde; die Koordination verlief über den sogenannten Checkpoint.
Wie Lehrerin Monika Strittmatter sagte, wisse rund ein Drittel ihrer Schüler schon recht genau, welchen beruflichen Weg sie eines Tages einschlagen wollen: „Die meisten sind eher in Richtung weiterführende Schule orientiert.“ Als sinnvoll hätten sich auch die Praktika erwiesen, die bereits ab Stufe fünf absolviert werden: „Beide Klassen sind mit dem Thema vertraut, und deshalb sind sie auch relativ konkret in ihren Vorstellungen.“
Doch wenngleich sich auch die Ausbildungssituation inzwischen verbessert hat, gibt es für die Netzwerk-Mitarbeiter genug Gründe, nicht ans Aufhören zu denken. Denn viele Schüler orientierten sich an Eltern-Tipps, ohne überhaupt entsprechende Begabungen und Neigungen mitzubringen, wie Dr. Karg ausführt. „Oder sie haben falsche Vorstellungen von den Berufen.“ Anschauliches Beispiel: Der Mechatroniker hat nichts mit Autos zu tun. Der frühere Automechaniker heißt heute Kfz-Mechatroniker.
Nach wie vor gebe es viele Ausbildungs-Abbrüche, aus gutem Grund seien daher die an diesem Vormittag vielfach konsultierten Vertreterinnen der Agentur für Arbeit mit im Boot. Für das Engagement des Arbeitskreises ist auch die Schulleitung dankbar: „Wir sind total glücklich, dies zu haben“, betonte Konrektor Johannes Pöckler mit Dank an das Netzwerk als Haupt-Organisator. Auch die vertretenen Firmen hätten im letzten Jahr positive Rückmeldung gegeben: Das Bewerbungsplanspiel trage dazu bei, dass junge Leute wissen, worauf es bei der Berufswahl und im Vorstellungsgespräch ankomme. (Quellen: Text: Silke Beckmann, Ladenburger Zeitung; Bilder: WUN, Online-Redaktion)